(Nicht) über mich: Verbirg dein Leben, Freund…
Klein sei als Quelle und sei groß als Fluß
(siehe unten)
Mehr in der Kurzbio bei Diogenes. Und ein paar persönliche Dinge verrate ich auch im Interview. Und hier das Porträt im Buchjournal (Herbst 2011), zum Erscheinen des Spiegelkastens.
- Zu den Autoren, die ich immer wieder lese, zählen Joseph Roth, William Faulkner, Ernst Weiß, E. L. Doctorow, Gustave Flaubert, Theodor Fontane, Arhur Schopenhauer, und viele andere, die nicht nur was zu sagen haben, sondern auch schreiben können.
Das Sandkorn war 2014 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Von April 2015 bis März 2016 war ich Stipendiat in der Villa Concordia in Bamberg, von Oktober bis Dezember 2016 im Deutschen Studienzentrum in Venedig (Rom-Preis). Zur Förderung meiner Arbeit am »Unsichtbaren Roman« erhielt ich 2018 ein Stipendium der Stadt München, und der fertige Roman erhielt den »Literatur-Stern des Jahres 2019« von der Kulturrredaktion der Abendzeitung München.
Ansonsten halte ich es wie hier in einem schön spätromantischen Gedicht von Victor Hugo beschrieben (natürlich mit Abzügen beim Pathos und Einschränkungen in der Passage »…an der klaren Quelle deines Geistes…«; bin ja nicht Goethe).
An einen Dichter
Verbirg Dein Leben, Freund, breit aus den Geist.
Ein Hügel, grün, geschmückt mit bunten Blumen,
Ein Hohlweg, wo die weißen Ziegen klettern,
Ein Thal, sich streckend unter einem Netz
Von Zweigen, voll von Vogelnestern, voll
Gesang und Flüsterstimmen, wenn zum Scherz
Der Wind die Wipfel schüttelt, denen oft,
Wie der zerstreuten Hand die Goldzechine,
Ein Sonnenstrahl entfällt, der bis ins Tiefste
Hinein durchleuchtet Deine stille Seele;
Die Felsen, die Gott weislich so gestellt,
Daß sie im Hintergrund des schönen Forsts
Ein Echo bilden – das ist Alles was
Zur Wohnung und zum Leben Du bedarfst.
Hier mußt Du, – mag Dein Haus Gesang erfüllen
Und Liebesfreude, Lachen oder Weinen, –
Hier mußt Du sein, Dich unter Deinem Dach
Vergraben und Dein Leben eng begrenzen,
Kaum einen Seufzer nach der dumpfen Höhle
Der Städte sendend, in des Geistes Tiefen,
Das süße, vor der Welt verborgne Leben,
Zahllose stille Stunden widerspiegelnd
Gemüthlich ohne Sorgen, ohne Reue,
Den Kindern hold, der Todten treu gedenkend!
Zugleich nach Lust und Laune durch die Welt
Weit über Deinen heitern Horizont
Hinaus laß fliegen Deine Poesie
Im Sonnenschein, die edle Vagabundin.
Laß im Tumult der Städte, durch die Stille
Der Fluren, im Vorübereilen hier
Gestreift von Lippen, dort von Todtenurnen,
Ausströmen Deines Lieds krystallne Wellen,
Laß sie, zu Gott, dem ewgen Abgrund rollend,
Befruchtend, rein und ruhig, durch die Seelen
Hingleiten, von Gedanken und von Träumen
Ein unermessner Strom, der, weiter eilend
Aufnimmt in seinem Schooße jedes Wasser,
Das aus der Erde quillt, und träuft vom Himmel.
O Freund, sei glücklich im Verborgnen! Lebe
Im Schatten fort in tiefer heilger Stille,
Ein Flüchtling, ein einsiedlerischer Denker.
Und mag der Wandrer, leidend und bekümmert,
Wenn ihn der Zufall führt in Dein Asyl,
Bei Dir bescheidne Hoffnung, Frieden finden,
Und Müdigkeit vergessen und Gefahren,
Und an der klaren Quelle Deines Geistes
Sich laben, ahnend nicht, daß an der Quelle
Zugleich ein ganzes Volk den Durst sich löscht.
Klein sei als Quelle und sei groß als Fluß.
Victor Hugo, April 1839
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