Haseloff und Wackernagel oder: Wie Geschichten entstehen
Der Berliner Kunsthistoriker Arthur Haseloff erhielt 1905 den Auftrag, die Bauten aus der Zeit des Stauferkaisers Friedrich II. (1198 – 1250) in Süditalien zu dokumentieren. Im Frühjahr 2011 bereitete ich mich auf eine Reise nach Apulien und in die Basilicata vor. Dazu braucht man auf jeden Fall ein Buch: Den Slow-Food-Führer Osterie d’Italia.[1] Und weil ein bisschen Bildung auch nicht schadet, eine Biographie des Kaisers. Darin fand ich dieses Foto:

Martin Wackernagel untersucht das Hauptportal von Castel del Monte. Foto von Arthur Haseloff [2]
Hmm. Das war das erste Sandkorn…
Ich fand heraus, dass Haseloff und sein Schweizer Kollege Martin Wackernagel (1881 – 1962) zwischen 1905 und 1908 sieben Reisen nach Süditalien unternahmen und dabei über 3500 Fotos machten. Und dachte mir: Da steckt doch eine Geschichte drin…

Arthur Haseloff steht auf der Leiter der Feuerwehr von Bari und untersucht ein interessantes Detail in der Fassade des Kastells von Bari.
Es waren beschwerliche Reisen in wilde Gegenden. Oft mussten Haseloff und Wackernagel ihre Ausrüstung auf Maultiere verladen, weit über staubige Landstraßen wandern und in ärmlichen Unterkünften absteigen. Alles für die Kunst.

Haseloff (oben, als Silhouette) und örtliche Begleiter in den Ruinen von Monte Sant‹ Angelo (Apulien/Gargano).
Allerdings sind beschwerliche Forschungsreisen noch nicht per se Romanstoff, selbst wenn sie – wie im Falle Haseloffs – von Kaiser Wilhelm II. persönlich angeordnet werden. Irgendwie (das ist im Nachhinein nicht mehr genau zu rekonstruieren) transpersonifizierten Haseloff und Wackernagel in die Figuren Tolmeyn und Imboden. Irgendwann nahm ich diese Fotografien dann für Fotos von Tolmeyn und Imboden, oder für geliehene Augen. Sozusagen.
- Die Küche Süditaliens ist die beste der Welt. Da können, pardon, die Franzosen einpacken.↵
- Dieses Bild, wie auch die folgenden, mit freundlicher Genehmigung von Prof. Uwe Albrecht, Kunsthistorisches Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Dort wird der wissenschaftliche Nachlass von Arthur Haseloff bewahrt.↵