Bamberger Familienspuren

Johannes Kronfuss
Verschüttete Erinnerungen: da war doch ein ferner Verwandter, ein Architekt – irgendwie Bamberg, Synagoge und dann Argentinien oder so…
Jetzt ist Gelegenheit nachzuforschen, vor Ort (in Bamberg, nicht Argentinien). Und siehe da, der »erfolgreichste und bedeutendste Jugendstilarchitekt der Stadt« [1] – das ist mein Urgroßonkel Johannes Kronfuss. Er wurde 1872 in Budapest geboren, studierte in München und ließ sich 1901 in Bamberg nieder. Er hat wohl auch an anderen Orten gebaut; etwa das Hotel Imperial in Karlsbad/Böhmen und das Hotel Astoria in St. Petersburg (nicht sicher verbürgt).
Für Bamberg ist die Sachlage klarer. Ich muss nicht weit gehen, um eines der Häuser zu finden, die er entworfen hat:

Bamberg, Ottostraße 26. 1906 von Johannes Kronfuss erbaut.
In der Liste denkmalgeschützter Häuser sind ein gutes Dutzend Kronfuss-Bauten verzeichnet. Kleine wie das hier:

Kleberstraße 1, ein Kleinbürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert. Kronfuss ergänzte die Fassade um die Jugendstil-Elemente.
Und große. Das ist das ehemalige Kaufhaus Tietz (heute Karstadt):

Kaufhaus Tietz am Grünen Markt, 1910 erbaut
Und solche, die es nicht mehr gibt: Die fünfte Synagoge Bambergs – erbaut zwischen 1908 und 1910 auf einem Platz an der Herzog-Max-Straße und bald eines der Wahrzeichen Bambergs – wurde in der »Reichskristallnacht« angezündet. Die Reste der Ruine wurden ein Jahr später auf Kosten der jüdischen Gemeinde beseitigt. An der Stelle findet sich heute ein Denkmal mit einer Fotografie der Synagoge.

Aufnahme mit freundlicher Genehmigung von Frantisek Bányai, Prag, www.judaica.cz
1908 gewann Johannes Kronfuss einen Architektenwettbewerb in Buenos Aires. Er muss wohl einige Chancen in der Neuen Welt gesehen haben, denn 1910 emigrierte er mit seiner Familie nach Argentinien und wurde dort einer der angesehensten Architekten des Landes. Er nannte sich jetzt Juan Kronfuss. Auch als Maler und Innendekorateur war er gefragt. Eine ausführlichere Würdigung seines argentinischen Schaffens hier (allerdings in spanischer Sprache). 1944 ist Juan Kronfuss in Córdoba gestorben.
Wäre schön, das alles irgendwann einmal besichtigen zu können. Zum Beispiel das Hotel Moreno in Buenos Aires. Einstweilen aber freue mich, wenn ich auf meinen Spaziergängen durch Bamberg an einem Gebäude vom Urgroßonkel Johannes vorbeikomme…

Kontraste: Trimbergstraße 1 bis 3.

Herzog-Max-Straße 33 – 38
- Von Bamberg nach Buenos Aires. Zum Werk des Architekten Johannes Kronfuss in Argentinien, von Dieter Klein u. Carlota Rauscher, in: Baukultur, Nr. 4/1994, S. 55 – 58
(Kronfuss übrigens immer mit Doppel‑s, nach meiner Familienüberlieferung ist das so richtig.)↵