Ausstellung: Jüdische Soldaten im 1. Weltkrieg
»Zwischen den Fronten« – im Jüdischen Museum München läuft derzeit (bis 22.2.2015) eine Ausstellung über jüdische Soldaten in den deutschen Armeen während des Ersten Weltkriegs: Genau das Thema meines zweiten Romans Der Spiegelkasten, in dem der jüdische Reserveleutnant Ismar Manneberg die Hauptrolle spielt.
Ich hab mir die Ausstellung angesehen und finde, dass die Zerrissenheit dieser oft als Superpatrioten in den Krieg gezogenen Soldaten gut fühlbar wird. Auf dem Papier waren Bürger »mosaischen« Glaubens allen anderen gleichgestellt; die jahrhundertealte Diskriminierung aber wirkte fort. Viele hatten gehofft, nach dem Krieg – der die Vaterlandstreue der jüdischen, kriegsdiensttuenden Männer wohl beweisen würde – könne man das alles hinter sich gelassen haben. Ich habe das in einem eigenen Artikel beschrieben. Es kam, wie wir heute wissen, alles anders. Der hochdekorierte, tapfere, verdiente Frontkämpfer – für die Nazis dennoch nur ein »Untermensch«.
Aber »Zwischen den Fronten« ist auch eine Ausstellung über den unheilvollen Patriotismus, die pervertierte »Liebe« zu einer Nation, die in der Ausgrenzung und Verachtung alles Fremden, Anderen besteht. Auch deswegen ist die Ausstellung sehenswert. Denn die Soldaten jenseits der Frontlinie – Russen, Engländer, Franzosen … – lernten eben die andere Seite dieses Patriotismus kennen und es dürfte ihnen ziemlich egal gewesen sein, auf welchen Motiven dieser basierte.
(23.7.2014)