Wer die bessere Geschichte hat, gewinnt.

Heute vor 20 Jahren…

… am 11. Juni 1994, wur­de der Para­graph 175 aus dem Straf­ge­setz­buch der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land gestri­chen. Beschä­mend spät.

Hans von Tre­sc­k­ow, der Ber­li­ner Kri­mi­nal­kom­mis­sar, der in mei­nem Roman Das Sand­korn Hans von Trep­tow heißt, schrieb schon 1922:

»Ich per­sön­lich ste­he auch auf dem Stand­punk­te, daß die­ser Para­graph zweck­los ist und sich über­lebt hat. Er kommt, wie ich aus mei­ner lang­jä­hi­gen Pra­xis bezeu­gen kann, fast nie zur Anwen­dung, da es nur sel­ten gelingt, Per­so­nen, wel­che gegen ihn ver­sto­ßen, zu über­füh­ren.« [1]

Das war der zunächst prag­ma­ti­sche Ansatz des Poli­zis­ten, der spä­ter zu der Ansicht gelang­te, der Para­graph sei nicht nur zweck­los, son­dern auch unrecht. Unter den Nazis wur­de der Para­graph ver­schärft. Nach­wei­se eines »Ver­sto­ßes« waren da gar nicht mehr nötig. 10.000 bis 15.000 Homo­se­xu­el­le wur­den in KZs ver­schleppt und muss­ten den »rosa Win­kel« tragen.

In der Bun­des­re­pu­blik war der §175 seit 1969 straf­frei, wenn es um ein­ver­nehm­li­che Sexua­li­tät unter Erwach­se­nen ging. 1994, weni­ge Jah­re nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung, stand zur Debat­te, ob der 175er auf die neu­en Bun­des­län­der aus­ge­dehnt wer­den – oder ganz ent­fal­len sollte.

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(11.6.2014)

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Anmer­kun­gen    (↵ returns to text)
  1. Hans von Tre­sc­k­ow, Von Fürs­ten und ande­ren Sterb­li­chen, F. Fon­ta­ne & Co., Ber­lin, 1922, S. 111


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