Daniel Keel, mein Verleger, ist tot
Am Dienstag, den 13. September, ist in Zürich Daniel Keel gestorben. Leider habe ich ihn nie persönlich, von Angesicht zu Angesicht, getroffen. Als ich 2009 zu Diogenes kam, arbeitete er meist von zuhause aus, kam selten in den Verlag. Aber er hielt die Fäden in der Hand, ließ sich alles vorlesen, was bei Diogenes erscheinen sollte.
Ende Mai des Jahres – kurz bevor die »Welt ist im Kopf« ins ernsthafte Lektorat ging – fand ich eine Nachricht auf der Mailbox: Hier ist Daniel Keel, ich möchte Sie grüßen. Am nächsten Tag rief ich zurück, aufgeregt wie ein Schulbub. Keel sprach leise, mit langen Pausen, während derer ich nicht wusste, ob ich was sagen sollte oder durfte. Ich glaube, ich war ziemlich still. Er lotete auf vorsichtige Weise aus, ob ich an einem neuen Buch arbeitete, oder ob das erste ein »Solitär« sei und bleiben werde. Da war ich schon am »Spiegelkasten« dran, und ich machte Anstalten, etwas zu beschreiben, aber ihm genügte zu wissen, dass ich arbeitete, und wollte gar nicht wissen, woran. Er sagte, dass viele Autoren ungern über ihre Pläne sprächen, und er respektiere das völlig.
Wir telefonierten zwei weitere Male, jeweils wenn ich den Verlag in der Zürcher Sprecherstraße besuchte, vom Büro meiner Lektorin Silvia Zanovello aus. Auch diese Telefonate werde ich nie vergessen.
Ich bin stolz und dankbar, von Daniel Keel, einem der letzten echten Verleger ausgewählt worden zu sein; nicht nur mein Manuskript, sondern ich, der Autor, der ich auf einmal war.
Ein Freund der Autoren – der Nachruf auf Daniel Keel von Roman Bucheli, Literaturchef bei der Neuen Zürcher Zeitung, und hier der von Felicitas von Lovenberg (FAZ): Alles, nur nicht langweilig.